Das große Tagebuch zur W-Tour 2023
Gepostet am 06. August 2023
Hallo Freundinnen und Freunde,
es wird auf dieser bisher so großartigen Tour nicht langweilig, vor allem nicht für euch. Denn Barish, eine Hälfte und zehn filigrane Finger der Vagabundos De Lujo, schreibt für euch wieder Tagebuch. Wir freuen uns immer, wie ihr die beiden abfeiert. Verdient! Los gehts!
20.07.2023 – Tag 1
Berlin, Revaler Strasse, noch einmal links abbiegen und wir stehen vor dem Astra. Der Laster mit dem Equipment ist schon da und im hinteren Teil des Hofes steht der Nightliner von Stephan und der W-Band. Alle sind wieder am Start. Auch vor der Bühne. Ich schaue in die Menge und erkenne die üblichen Verdächtigen. Tapfere Recken und coole Mädels, die dem Hexenmeister schon seit Jahren auf jeder Tour folgen und in den meisten Fällen auch mehr als nur eine Eintrittskarte haben. Der Stephan ist davon immer sehr ergriffen, weil er genau weiss, dass Zeit und Geld nicht auf den Bäumen wächst. Ausserdem ist Loyalität einer der letzten wahren Schätze, die uns in einer labilen Welt aus Plastik geblieben sind. Unser letzter Song an diesem Abend war eine Flamencoversion von „Terpentin“. Wir waren schon wieder im Backstage als eure Kehlen immer noch die Halle mit Gesang erfüllten und uns die Gänsehaut den Rücken hinauf trieben.
Dann war es endlich soweit. Stephan betrat die Bühne, der Schlagzeuger liess den Drumstick 4mal auf die Hi Hat fallen, Dirk ging in Stellung und die Halle verwandelte sich in einen Hexenkessel. Der Meister war in Hochform und man merkte, es liegt was in der Luft. Die Setliste war schon fast abgespielt, als Stephan den Auftritt seines Sohnes Elvis ansagte. Der junge Mann, Mitte 20, der seinem Vater wie aus dem Gesicht geschnitten ist betrat die Bühne und schnappte sich unter den lauten Anfeuerungsrufen des Publikums eine weisse Gibson SG. Sein Name schallte durch die Halle und er stellte sich stolz und mit breitem Grinsen zwischen Dirk und seinen Vater. Dann wurde abgeliefert….und zwar ordentlich !!! Die Band spielte „Mehr“, der Saal brannte und Elvis fügte sich ein, als hätte er in seinem ganzen Leben noch nie etwas anderes gemacht.
Nach dem Konzert haben wir wieder viele alte Weggefährten am Merch-Stand getroffen, viel gelacht und alte Geschichten erzählt. Es ist einfach beruhigend zu sehen, dass es immer noch Leute gibt, die ihr Leben nicht komplett an das Internet verloren haben, sondern immer noch in kleinen und grossen Gruppen guter Freunde auf Abenteuerfahrt gehen, Festivals besuchen und sich auf Konzerten treffen. Alte und neue Freundschaften, Menschen zum Anfassen, mit echten Geschichten und dem unbändigen Drang nach
Freiheit.
Long Live Rock `n Roll,
Barish
21. & 22.07.2023 – Tag 2 & 3
Die Karavane rollt in Richtung Münster. Die Autobahn ist leer und wir rauschen durch die Dunkelheit. Mein Magen macht immer noch seltsame Geräusche. Ich hatte in Berlin einen Döner gegessen und auf die Frage : „Mit scharf ?“, hörte ich mich antworten : „Klar….hau rein !“ dann wurde mein Gesicht taub und ich könnte schwören, dass ich eine Münze ausgeschissen habe, die ich verschluckt habe als ich 8 Jahre alt war.
Das Konzert in Münster war klasse. Eine wilde Meute alter Onkelz Fans hat ordentlich abgerockt und die Menge mitgerissen. Die Halle war klein und der Schweiss tropfte von den Wänden. Die Fahrt zur nächsten Show nach Herford war kurz aber voller Versuchungen. Überall standen plötzlich Verkehrsschilder mit der Aufschrift : Amsterdam 190 km, Amsterdam 150 km, Amsterdam 120 km…..da kommt man schon ins Grübeln……Soundcheck ist erst um 17 Uhr…….da könnte man doch einen Abstecher machen…
Der Backstage im X war sehr geräumig und das Essen war aller erste Sahne. Dank und Gruß an die Köche an dieser Stelle. Dirk sass locker im Sofa und las ein Buch, Elvis half der Crew beim Aufbau, Sven und Peter haben Witze gerissen und Stephan fing langsam an, sich warm zu singen, als Denis stolperte und seine Gitarre krachend zu Boden fiel. Jetzt hatte seine Gitarre zwei Löcher. Aber noch während er fast schon verzweifelt auf sein kaputtes Instrument starrte, legte ihm Bambam tröstend seine Hand auf die Schulter: „Keine Sorge, das krieg` ich wieder hin.“……..und wenn der Bambam das sagt, dann ist das so !
Nach der Show habe ich am Merch-Stand den Marcel kennen gelernt. Ein klassischer Punk der alten Schule. Nach tiefen Gesprächen über das Leben und die Welt, eröffnete mir der auffallend dünne aber groß gewachsene Mann mit Baujahr 1970, dass er am Mittwoch den 26. Juli 2023 einer Gehirntumoroperation unterzogen wird. Dann drückte er mir sein Zippo in die Hand und verschwand in der Menge. Ich musste schwer schlucken und stand da wie angewurzelt. Marcel hat sein Leben lang gegen alle möglichen Dämonen gekämpft und einen großen Teil seines Lebens auf der Straße verbracht. Das Zippo in meiner Hand fühlte sich nun an, wie sein Vermächtnis. Ich hoffe mit jeder Faser meines Körpers, dass ich den Mann in diesem Leben noch einmal wieder sehe, wenn das Schicksal es so will……..denn keiner weiß es besser als ihr: Nichts ist für die Ewigkeit !
Marcel, ich wünsche dir den Mut und die Kraft, die du brauchst, um am Mittwoch die größte Schlacht deines Lebens zu schlagen und zu gewinnen !
Long live Rock `n Roll
Barish
23.07.2023 – Tag 4
Sonntag, 12:30 Uhr, Turbinenhalle, es nieselt leicht. Die üblichen Verdächtigen haben sich bereits vor dem Eingang der Halle eingerichtet. Hochprofessionell, mit Klappstühlen und flüssiger Verpflegung ausgerüstet, freuen sie sich auf das Konzert, erzählen die Geschichten der Abenteuer, die sie auf Festivals und anderen Reisen erlebt haben, erinnern sich an alte Weggefährten und scheissen auf den Regen. Der Hexenmeister sitzt im Backstage und hat schon den ganzen Morgen ein breites Grinsen im Gesicht, weil er sich auf die Ankunft seiner kleinen Tochter Tori freut.
Als ich unser letztes Lied ansagte, fing die Menge unaufgefordert an zu singen : „Oh wie ist das schön …..“ ich schaute mich kurz um, weil ich dachte, der Stephan ist irgendwo zu sehen…..aber dann fiel der Groschen…..ihr habt das tatsächlich für uns gesungen. Ich erzähle zwar viel Mist, wenn der Tag lang ist, aber da fehlten mir echt die Worte. Es fühlte sich an, wie ein Ritterschlag. Wir danken euch dafür und werden auch weiterhin ordentlich Vollgas geben, wenn wir eure und unsere Lieblingslieder in die Halle rocken.
20:30 Uhr, Zeit für Toxpack. Tommi und seine Jungs betreten die Bühne wie Krieger, die in eine Schlacht ziehen. Sänger Schulle läuft mit grossen Schritten auf den Bühnenrand zu, Tommi reisst die Saiten an und die Tonanlage gibt das Gewitter frei, dass die Band wie ein Mann und mit gelassener Hand über die Menge hereinbrechen lässt. Dazu fiel mir nur ein Wort ein: Fulminant !
Dann kam der W… zwo drei. Der Sound war allererste Sahne. Peter und Micha hatten die Tonanlage voll unter Kontrolle. Eingehüllt in die warme Decke der Gitarren und beflügelt von dem pumpenden Druck den Sven und Peter mit Bass und Schlagzeug ablieferten, wuchs Stephan unter den Augen seiner kleinen Tochter über sich hinaus. Über 2.000 Kehlen sangen immer wieder mit und erzeugten eine fast schon ekstatische Atmosphäre. Nach dem Konzert, hat der Stephan wie immer Autogramme gegeben und kurze Gespräche mit den Fans geführt. Ich habe nur selten Musiker gesehen, denen das so wichtig ist, wie dem Weidner. Auch Elvis hat stolz seine ersten Autogramme geschrieben, Fotos gemacht und ein paar von seinen Gitarren-Picks verschenkt…..und wer jetzt denkt, dass der Elvis nur jeden Abend mal kurz für ein Lied auf die Bühne springt, der hat sich schwer geschnitten. Der Junge hilft den Roadies beim Auf – und Abbau, steht Mike am Merch-Stand zur Seite und verbreitet dabei auch noch gute Laune. „Von der Pike auf“ hat man das zu meiner Zeit genannt. Respekt !
Long Live Rock `n Roll!!
Barish
24.07. & 25.07. 2023 – Tag 5 & 6
Es ist Montag und wir haben frei. Stephan ist mit der Crew und der W-Band nach München gefahren und hat in ein Hotel eingecheckt, damit alle mal eine ordentliche Verschnaufpause bekommen. Wir sind nur bis nach Frankfurt gefahren, haben den Camper irgendwo im Wald geparkt und dann meinen Vater zu seinem 88sten Geburtstag überrascht.
In der Nacht ging es weiter in Richtung München. Die A 3 ist komplett im Arsch und der Stau endete erst in den frühen Morgenstunden. Während der Umleitung haben wir etwas sehr Seltsames gesehen. Da war ein Kindergarten direkt neben einer Kirche. Was soll das? Man baut doch auch keinen Kuhstall direkt neben einen McDonald.
Bei der Ankunft am Technikum staunten wir allerdings nicht schlecht als wir das umliegende Künstlerviertel entdeckten. Ein Club neben dem anderen. alles voller ungewöhnlich guter Graffitis in unfassbaren Größen an riesigen Industriegebäuden, eine Kletterwand, die einfach so an einer Fassade angebracht wurde und eine uralte ziemlich krass bemalte Lok zieren das in sich geschlossene Stadtviertel. Das Technikum ist klein, aber die Stimmung war gigantisch. Stephan genoss den direkten Kontakt zum Publikum, der ihm in der Turbinenhalle so gefehlt hat und lieferte eine sehr persönliche Show ab. Die Atmosphäre war fast schon familiär und die Fans dankten es dem Hexenmeister mit lauten Gesängen und tosendem Applaus.
Nach dem Konzert wollte der Regen einfach keine Ruhe geben. Trotzdem warteten viele Fans vor der Halle auf Autogramme, Selfies und ein kurzes Gespräch mit Stephan. Der hat sich nach der Show wie immer kurz ausgeruht, frischgemacht, eine Kappe aufgesetzt und zu seinen Fans gesellt. Nürnberg, wir kommen!
Long live Rock `n Roll!
Barish
26.07.2023 – Tag 7
Nürnberg, Hirsch. Hier waren wir schon öfter. Essenszeit. Stephan ruht sich im Tourbus aus und macht Siesta, um auch heute Abend wieder voll abliefern zu können. Bambam sorgt sich um und für den Meister, begutachtet das Catering Buffet und packt von allem eine kleine Portion auf seinen Teller. Dann testet er alles durch. Stephan und Bambam sind schon so lange befreundet, dass der alte Bodyguard genau weiss, was seinem Kumpel schmeckt und was nicht…..und Vorsicht….. das Wort „alt“ habe ich rein rhetorisch genutzt. Ich würde keinem raten es zu versuchen 😉 Nachdem Bambam alles durchprobiert hat, ist schnell klar, was auf Stephans Teller muss. Noch ein paar Sossen dazu und ab dafür….. ab durch die Hintertür.
Nach dem Konzert waren wir auf der Terrasse und haben eine geraucht. Neben uns stand eine dreiköpfige Familie. Der Vater schaute zusammen mit seinem fast volljährigen Sohn auf sein Telefon und scrollte durch alte Fotos. Die Bilder konnte ich leider nicht sehen…..aber ich konnte hören, was der Mann seinem Sprössling erklärte. Das klang in etwa so: „Schau mal, das ist ein Bild von mir und Kevin Russell damals in Wacken. Das war mein erstes Festival. Wir sind im Regen dahin getrampt, haben uns mit drei Mann ein Zelt geteilt und ich war so besoffen, dass ich nach dem Konzert in das falsche Zelt gekrochen bin. Dort habe ich mich an die fremde Frau gekuschelt, die bereits in dem Zelt schlief……ja, und so habe ich damals deine Mutter kennengelernt.“ Grandios….oder nicht ??? Ich bin mir ziemlich sicher, dass die Millenials ihren Kindern mal ganz andere Geschichten erzählen werden : „Schau mal mein Junge, das ist ein Selfie von dem Pimmel von deinem Vater……so haben wir uns damals kennen gelernt.“
Und dann war da noch der Mirco, mit der wahrscheinlich vollständigsten Onkelz-Kutte, die ich je gesehen habe……und ich habe viele gesehen! Der Mirco hat ausnahmslos jeden Patch den es jemals von den Onkelz gegeben hat auf seiner Kutte. Da waren sogar welche dabei, die so alt waren, dass ich sie gar nicht kannte. Mirco……volle Punktzahl für die Kutte.
Long live Rock `n Roll,
Barish
27.07.2023 – Tag 8
Die Karawane rollt wieder nach Osten. Wir freuen uns……der Osten rockt ! Erfurt steht mal wieder auf unserem Tourplan und wir haben uns fest vorgenommen, den Schweiss aus den Wänden herauszutreiben……und anscheinend hatten sich die Erfurter vorgenommen, den Schweiss aus uns herauszutreiben. Leute….ihr habt so mächtig laut gesungen, dass ich meine eigene Gitarre kaum noch hören konnte…..volle Punktzahl und Gänsehaut pur.
Vor der Show hat Stephan mit der Band die Setliste leicht bearbeitet und danach sehr konsequent das Dach von der Halle gerockt. Nach dem Konzert hat es ausnahmsweise mal nicht geregnet. Dementsprechend gross war der Andrang für die Autogramme hinter der Halle. Trotzdem hat sich der Meister die Zeit genommen, jeden einzelnen Autogramm – und Selfiewunsch zu erfüllen. Auch wir haben nach der Show, wie immer alte und neue Freunde an unserem Merch-Stand getroffen. Da war zum Beispiel der Kai. Den haben wir damals auf dem Matapaloz in Leipzig kennengelernt. Kai hat endlich sein Schatzi gefragt, ob sie ihn heiraten will und sie hat „ja“ gesagt. Herzlichen Glückwunsch an dieser Stelle. Danach haben wir natürlich eine Weile über den heiligen Stand der Ehe diskutiert und die Männer waren sich alle einig, dass der Text, der den Bund endgültig besiegelt, überarbeitungsbedürftig ist. „In guten wie in schlechten Tagen bis dass der Tod euch scheidet“ ist für die Braut völlig in Ordnung…..aber für den Bräutigam müsste man noch ein paar wichtige Details hinzufügen. Wir dachten da an: „Sie haben das Recht zu schweigen, denn alles was Sie sagenn kann falsch verstanden und gegen Sie verwendet werden.“
Long live Rock `n Roll,
Barish
29.07.2023 – Tag 9 & 10
Am 28. hatten wir frei und am Samstag hat Der W in Laichingen gespielt. Da wir auf dem Festival nicht gebucht waren, haben wir die Jungs dann erst in Frankfurt wiedergetroffen……und weil wir selbst nicht auf dem Festival waren, habe ich einfach mal den Dirk Czuya interviewt.
B: „Dirk, ihr habt in Laichingen gespielt und das Festival hieß „Rock dein Leben“. Hast du dein Leben gerockt?“
D: „Nein……ich habe um mein Leben gerockt.“
B: „Wie meinst du das ?“
D : „Naja, es ist schon etwas anderes die Bühne einer Halle zu betreten, in der ausschließlich Fans deiner Band zugegen sind. Auf dem Festival ist das Publikum gemischt. Manche kannten uns gar nicht. Da reitet man zwar auch im gestreckten Galopp, aber man lässt die Zügel nie ganz durchhängen.“
B: „Ist dir auf dem Festival irgendeine Band besonders aufgefallen?“
D: „Ja…da waren ein paar Jungs, die nannten sich „Silenzer“ oder so ähnlich. Das war gut gemachter Nu-Metal. Die klangen ziemlich fresh.“
B: „Hast du dir deren Konzert angeschaut?“
D: „ Nö.“
Ich schaue Dirk verdutzt an und ziehe beide Schultern hoch.
D: „Ich arbeite mit den Ohren…..nicht mit den Augen.“ Dirk lacht : „Ich bin ja kein Maler. Ne…..ich hab` die Jungs vom Backstage aus gehört und die stachen echt heraus.“
B: „Was ist denn das Ergreifendste, dass dir bis dato auf der Tour widerfahren ist?“
Dirk streicht sich durch den Bart und schmunzelt: „Gefühle ?……da musst du meine Frau fragen. Aber ich habe viele Gespräche mit Fans auf Augenhöhe geführt, von denen manche auf meinem Erinnerungsregal ganz oben landen werden.“
Long live Rock `n Roll,
Barish
30.07.2023 – Tag 11
Frankfurt……Heimspiel…. und ihr wart klasse. Besonders hat uns gefreut, dass ihr das „Pippi Langstrumpf – Lied“ so derbe abgefeiert habt….. bei „Terpentin“ dachte ich kurz, das Gebäude stürzt gleich ein und als ihr „Ohh wie ist das schön….“ angestimmt habt, standen uns wieder alle Haare zu Berge.
Es wurde einmal mehr deutlich, warum es der Stephan so sehr mag, in kleinen Clubs zu spielen. Der Publikumskontakt war sehr intensiv und Stephan genoss jede Sekunde davon. Der Druck der W-band brachte den Laden zum Beben und der Hexenmeister kochte seinen Zaubertrank mit mächtiger Stimmgewalt und großen Gesten.
Nach dem Konzert haben wir mit einem guten Dutzend Leute hinter der Halle noch in Denis‘ Geburtstag hinein gefeiert. Es macht wahnsinnig viel Spaß, mit allen zu reden und sich eure zum Teil unfassbaren Geschichten anzuhören. Gestern war da zum Beispiel der Jürgen. Jürgen war 16 Jahre alt, als er auf sein erstes Konzert gegangen ist. Das waren Metallica in Mannheim. Stolz hatte der junge Recke es geschafft, nach dem Konzert die Autogramme der Band auf seiner Kutte zu vereinen……klar, die Kutte war nun heilig. Mit viel Freude im Herzen ist der gute Jürgen dann mit seinen Kumpels noch einen trinken gegangen und ist irgendwann im Morgengrauen zufrieden in sein Bett gefallen. Als er aber am nächsten Mittag wieder aufwachte, hatte seine Mutter die Kutte gewaschen……wie gewonnen, so zerronnen.
An dieser Stelle sei noch erwähnt, dass ich gestern tatsächlich ein Lebenszeichen von Marcel bekommen habe. Er hat die OP gut überstanden. Das erleichtert mich sehr und wenn wir uns wiedersehen, dann rauchen wir eine zusammen und machen die Kippen mit dem Zippo an, das er mir geschenkt hat, als er dachte, dass er sterben muss.
Long live Rock `n Roll
Barish
31.07.2023 – Tag 12
Frankfurt…..die Zweite…..wir betreten die Bühne, die üblichen Verdächtigen sind bereits in Reihe 1 in Stellung gegangen und die Halle ist voll. Der Empfang ist mächtig und die Menge peitscht uns dermaßen an, dass mir tatsächlich eine Saite gerissen ist. Dann habt ihr „Happy Birthday“ für Denis gesungen. Als er das nach dem Konzert am Telefon seiner Mutter erzählte, hat die alte Dame vor Freude geweint.
Der W hat es tatsächlich geschafft auf den Vorabend „noch einen drauf zu setzen“. Wie ein Tornado hat er die Bühne beherrscht und hat die wild feiernde Menge mitgerissen. Dirks Finger flogen geradezu über das Griffbrett, Peter trommelte ein Donnerwetter herbei und Sven lieferte mit Marcel ein fettes Rhythmusbrett ab. Auch Elvis gab wieder alles. Der junge Mann hat seine Saiten dermaßen zum Glühen gebracht, dass ihm der Gitarrenpick in der Mitte durchgebrochen ist…..und die Dinger sind stabil. Danach hieß es weiterspielen und den Schmerz ertragen. Er musste nun die Saiten mit den bloßen Fingern zum Klingen bringen. Das ist auf einer Spanischen Gitarre überhaupt kein Problem, weil die Dinger Nylonsaiten haben. ….aber die weiße Gibson SG von Elvis hat Stahlsaiten … Aua!
Nach dem Konzert haben wir noch die Katarina kennengelernt. Katarina hat von Marcels Schicksal gehört und hat einfach so ihre Hilfe angeboten, weil sie täglich mit Krebspatienten arbeitet. Es begeistert mich immer wieder, jemanden zu treffen, der das Herz am rechten Fleck trägt. Ich habe Katarina die Telefonnummer von Marcel gegeben und bin mir sicher, dass sie ihr Angebot nicht bereuen wird, weil ich glaube, dass der Marcel ein guter Mensch ist, der es verdient hat, dass man ihm hilft, weil er in seinem Leben immer nur kämpfen musste und dabei so tapfer war, dass er immer noch da ist.
Long live Rock `n Roll
Barish
01.08.2023 – Tag 13
Frankfurt die Dritte…….mittlerweile fühlt es sich an, als würden wir alle miteinander Urlaub machen und uns jeden Abend an Stephans Lagerfeuer versammeln, um ordentlich abzufeiern. Wir machen Musik und ihr macht daraus eine fette Party…..sagenhaft! Wissend, dass er am nächsten Tag frei haben wird und sich in einem Hotel für die letzten zwei Konzerte ausruhen kann, holte der Hexenmeister in Frankfurt das Letzte aus sich heraus. Dem Publikum ganz nah, zog er alle in seinen Bann. Die Heimat scheint ein ganz besonderer Motivation zu sein und „Das Bett“ ist für eine derart familiäre Atmosphäre genau der richtige Ort. An dieser Stelle sei der Crew des Clubs gedankt, weil sie ständig darum bemüht war, unser 3-tägiges Gastspiel so angenehm wie möglich zu gestalten.
Am Merch-Stand habe ich nach dem Konzert wieder sehr interessante Gespräche geführt. Da waren unter anderen auch Gerd und Michael. Beide haben mich auf meine Ansagen bezüglich des Alterns angesprochen. Als das Gespräch tiefer ging, sprachen wir über Sterbehilfe und darüber, dass es ja wohl nicht sein kann, dass man nicht über sein eigenes Leben bestimmen darf, wenn man nur noch den Kopf bewegen kann oder an einer unheilbaren Krankheit leidet, die täglich große Schmerzen verursacht……..“lieber stehend sterben als kniend leben“ (Zitat B.O.) Dann wurde dem Michael das Gespräch anscheinend zu dramatisch und er gab folgendes zu bedenken : „ Naja….jetzt sagt ihr, dass ihr euch lieber selbst umbringt, bevor ihr mit 80 dahinsiecht. Wenn ihr aber 80 seid, dann seid ihr auch ein bisschen balla balla. Ihr wisst wohl noch, dass ihr jemanden umbringen wollt, aber ihr könnt euch wahrscheinlich nicht mehr daran erinnern, wer das war.“
Long live Rock `n Roll,
Barish
02.08.2023 – Tag 14
Tag 14, wir haben frei. Dieses Mal sind wir auch ins Hotel gegangen, um für die letzten zwei Konzerte nochmal ordentlich Energie zu tanken. Da blieb auch die Zeit endlich mal mit Chris und Mitch zu reden. Chris und Mitch kümmern sich um die Instrumente und Verstärker. deren Aufbau und Abbau, Stimmung, Einstellungen und noch tausend andere Sachen, von denen ich keine Ahnung habe. Die Jungs halten der W-Band den Rücken frei und haben auch uns schon mehr als nur einmal aus der Patsche geholfen.
B: „Ok Jungs, wie lange seid ihr denn jetzt schon Backliner?“
C: „Bei mir sind es jetzt ziemlich genau 10 Jahre.“
M: „Ich habe 2012 angefangen.“
B: „Viele von den Fans haben mich oft nach euch gefragt….und die würden gerne wissen, wie man eigentlich ein Roady wird. Ihr arbeitet für die Onkelz…..das fällt ja nicht vom Himmel.
C: „Naja, zuerst sollte man selbst mindestens ein Instrument spielen. Die logische Wahl sollte dann auf Gitarre, Bass oder Schlagzeug fallen. Ich selbst habe schon früh angefangen, da mein Vater der Schlagzeuger einer Jazzband war und mich schon während meiner Jugend auf seinen Konzerten hat helfen lassen. Meinen ersten richtigen Job habe ich dann von „Holy Moses“ bekommen. Mein alter Kumpel Gerd Lücking hat mich damals gefragt ob ich mir vorstellen könnte ihn auf der Tour zu betreuen und ich habe nicht lang gefackelt und bin ins kalte Wasser gesprungen. Die Band war ziemlich zufrieden mit meiner Arbeit und ich hatte neue Kontakte geknüpft. So kam es, dass mein zweiter Job schon bei Kevins Band „Veritas Maximus“ war…..und dann kamen neben vielen anderen die Onkelz und Der W dazu.“
M: „Ich habe damals in Karlsruhe im Rock Shop gearbeitet. Da ich mit der Zusammenstellung des Equipments für den W betraut war, hat Dirk mich irgendwann gefragt, ob ich nicht mit auf Tour gehen möchte…..und so bin dann auch ich irgendwann bei den Onkelz gelandet.“
B: „Was muss man denn so alles können, wenn man euren Job macht?“
C: „Es ist essenziell, dass man ein gutes Verständnis für die Instrumente hat und natürlich technisch immer auf dem neuesten Stand ist. Teamfähigkeit und Respekt sind auch sehr wichtig, da man während einer Tour auf sehr kleinem Raum zusammen lebt, schläft, isst und arbeitet.“
M: „Ich würde noch hinzufügen, dass man ein gewisses Maß an Empathie mitbringen sollte, damit man sich in die Musiker, die man betreut, auch hineindenken kann.“
B: „Wenn wir auf Tour sind, dann sieht man euch eigentlich immer nur zusammen…..so ein bisschen wie Bud Spencer und Terence Hill. Wie ist das denn privat?“
C: „Wir sind ziemlich gut gebucht und haben daher wenig Freizeit. Allerdings sind wir auf den Touren der Onkelz und deren Solobands immer gemeinsam auf Schicht. Das schmiedet eine Freundschaft schon ganz gut zusammen.“
M: „Die Tourneen von der „Neil Morse Band“ und Mike Portnoy haben wir auch zusammen gemacht.“
B: „Und wen betreut ihr bei den Onkelz?“
C: „Ich betreue den Stephan.“
M:„Und ich kümmere mich um den Gonzo“
B:„ Jungs, ich bedanke mich für eure Zeit und wünsche noch einen angenehmen freien Tag.“
Long live Rock `n Roll,
Barish
03.08.2023 – Tag 15
Hannover, angeblich die langweiligste Stadt Deutschlands. Aber das stimmt nicht!!! Ihr habt gerockt – und zwar ordentlich. Das Capitol ist eh einer unserer Lieblingsclubs. Der Blick von der Bühne ins Publikum ist auf Grund der riesigen Empore sehr beeindruckend. Auch der Raucherraum ist klasse, vor allem im Winter. Ach ja, und das Essen … ganz großes Kino. Dank und Gruß an den Koch an dieser Stelle. Für einen großen Teil der üblichen Verdächtigen war dies der letzte Abend. Wir danken und grüßen auch euch. Es ist immer angenehm, in der ersten Reihe vertraute Gesichter zu sehen…..wenn ihr da seid, dann ist die Welt irgendwie im Gleichgewicht. Seid nicht traurig, denn nach der Tour ist vor der Tour 😉
Vor dem Konzert habe ich zwei Fans getroffen, deren Namen ich aus Gründen der Diskretion hier nicht nennen werde. Die zwei jungen Männer waren beste Freunde, ja fast schon Brüder, als ich sie auf dem Matapaloz das letzte Mal zusammen sah. Als ich beide vor dem Capitol wieder traf, begrüßten sie sich wie Fremde. Jungs….ihr wisst wer ihr seid…..bringt das in Ordnung. „Ein bisschen Freundschaft ist mehr wert als die Bewunderung der ganzen Welt“ (Otto von Bismarck).
Zielgerade…..und genau so ging die W-Band auf die Bühne…..Vollgas ! Die Halle hat gebebt und ich dachte, die Empore bricht ab. Nach der Show gab Stephan eine ausgiebige Autogrammstunde und der Rest der Karawane bereitete die letzte Etappe vor. Rostock……wir kommen !
Long live Rock `n Roll,
Barish
04.08.2023 – Tag 16
Rostock….da waren wir noch nie. Das war echt schön da oben. Der Club liegt direkt am Wasser und man konnte das Meer riechen. Segelschiffe und kleine Motorbote dümpelten an der Mole herum und Möwen kreisten über unseren Köpfen. Zum ersten Mal auf dieser Tour haben wir die Sonne gesehen. Um so deftiger wurde das Idyll von dem Gewitter zerrissen, das ihr mit uns und dem W dann in der Halle heraufbeschworen habt. Der Osten rockt….keine Frage ! Textsicher und heftig feiernd habt ihr uns alle über die Ziellinie getragen. Bei den Konzerten wurde kräftig gefilmt und ich bin mir sicher, dass wir in den nächsten Tagen noch so manches von der Tour zu sehen bekommen. Dafür gehen Dank und Gruß an Bine und Dominik, die jeden Abend unermüdlich und aus allen Winkeln gefilmt haben. Auch grüßen wir an dieser Stelle die Schwiegermutter von Dominik. Die Dame hat tatsächlich Eierlikör für die Crew gebraut. Eine Flasche für jedes Konzert……recht so!
Und dann war da noch der Frank. Den habe ich an unserem Merch-Stand kennengelernt. Wir sprachen darüber, dass es evolutionstechnisch wahrscheinlich Sinn gemacht hat, wenn man im Alter weitsichtig wird. Klar…..man kann nicht mehr so schnell laufen aber dafür kann man den Säbelzahntiger schon sehen, obwohl er noch ziemlich weit weg ist. Das gibt einen Vorsprung, der für den Ausgang einer Flucht entscheidend sein kann. Dann trat ein gut angetrunkener Fan an uns heran. Der junge Mann hatte uns zugehört und bemerkte scharfsinnig : „Säbelsaaantiiiger ? So ein Quatsch….ich seh` den Bus, wenn er noch kilometerweit weg ist aber ich finde die Scheiss Haltestelle nicht mehr und steh` direkt daneben.“
Leute….es war uns ein Fest und eine Ehre das Feuer des Hexenmeisters mit eurer Hilfe anzuheizen. Bleibt wie ihr seid, lasst euch nicht verscheissern und trinkt auf gute Freunde!
Long live Rock ’n‘ Roll,
Barish
Wenn ihr schon in Laichingen seid, dann lasst Euch die Tiefenhöhle nicht entgehen (cool dort – in vielerlei Hinsicht – aber der Sommer will ja auch nicht wirklich). Das Münster in Ulm macht zwar auch was her, doch der Frankfurter Dom muss sich nicht hinter ihm verstecken.
Ansonsten soll in Ulm ein gutes Steakhaus sein („The Room – Olgastraße 141“) – aber das ist ja Fleisch.
Schön zu lesen dass Stephan & Sohn ’nen gemeinsamen Nenner haben, Was kann es Schöneres geben?
Beste Grüße an Dennis und die Anderen
(Das Forum war eine schöne Zeit, ein schöner Ort)
25.07.2023 Technikum München
es war magisch – got my soul singing
danke für den traumhaften Abend *****
Gglg Marlis
Stephan. Gib Dir einen Ruck und hau die Tour als Live Platte raus. Es wäre doch viel zu Schade das nicht zu tun
Hey Barish,
wir waren gestern wieder in Erfurt dabei. Und was soll ich sagen, ihr habt die Bühne wieder gerockt. Hammer was ihr da auf euren zwei „Holzbrettern“ macht und rausholt. Respekt!
Des weiteren hatte ich noch nie so viel Spaß beim Tagebuch lesen wie jetzt. Und ja, beim Döner bestellen sollte man aufpassen .
Stephan Weidner und seine Band – einfach der absolute Wahnsinn . Stephan ist und bleibt der Beste. Zwischendurch tat er mir richtig leid, weil man sehen konnte wie warm es unter diesen Scheinwerfern gewesen sein musste. Aber er hat es durchgezogen und hat die „Bude“ gerockt. Die Setlist war mega und eines meiner Lieblingslieder (Neuland) war auch dabei. Highlight war natürlich auch der Auftritt von Elvis. Vater und Sohn zusammen auf der Bühne – Mega.
Und das absolute i-Tüpfelchen nach dem Konzert, ein Foto mit Stephan und alle Unterschriften der Band auf unserer Vinyl . Danke dafür! Danke das ihr das alles ermöglicht habt.
Rockige Grüße Madlen & David
Jungs,
ihr seid die Besten!
Herzblutmucke vom Allerfeinsten ‚a la carte‘.
***** Danke!!!!! *****
(Denis please give all of them a ‚BIG hug from Marlis‘, you know how to do …one’s for you)
Dirk …. das ist jetzt ‚Heiß‘ :
die ‚Blume im Verborgenem‘ muss ans Licht –
ohne Liebe gibt es Nichts
Yours truly,
Marlis